- Römische Literatur
Römische Literatur. Die ersten Spuren röm.-nationaler Poesie, meist in saturnischem Versmaß, finden sich in den religiösen Formeln und Liedern der Arvalischen Brüder (s.d.) und der Salier (s.d.), die des Dramas in den Fescenninen (s.d.) und Atellanen (s.d.), die der Prosa in den Annalen der Pontifices, in Privatchroniken und Grabinschriften. Die eigentliche Literatur beginnt mit Livius Andronicus, einem Freigelassenen, der die Römer 240 v. Chr. zuerst mit der griech. Literatur bekannt machte. Nach ihm schrieben meist nach griech. Mustern in der ersten vorklassischen Periode, bis zu Sullas Tod (78 v. Chr.), Nävius, Plautus und Terentius Dramen und Ennius Epen; röm.-national war die Satire, durch Lucilius vertreten. In der zweiten klassischen Periode (Goldenes Zeitalter), bis zum Tode des Augustus (16 n. Chr.), gelangte die Prosa und vor allem die Beredsamkeit durch Cicero, die Dichtkunst durch Virgil und Horaz auf ihren Höhepunkt, neben denen als Dichter noch Catullus, Lucretius, Tibullus, Propertius und Ovid glänzten. Die bedeutendsten Geschichtschreiber sind Cäsar, Sallustius und Livius; Altertumsforscher M. Terentius Varro. Die dritte Periode zerfällt in das Silberne und Eherne Zeitalter; ersteres, bis Hadrian (138), hat die Geschichtschreiber Vellejus Patercullus und Tacitus, den Naturforscher Plinius den Ältern, den Schriftsteller Plinius den Jüngern, den Rhetoriker Quintilian, den Philosophen und Dramatiker Seneca und die Satiriker Persius und Juvenal aufzuweisen; letzteres bietet außer den jurist. Schriftstellern und den christl. Kirchenvätern und noch den Romanschriftsteller Apulejus, den Biographen und Grammatiker Suetonius und die Historiker Eutropius und Ammianus Marcellinus. Mit dem Philosophen Boëthius und dem Historiker Cassiodor schließt die R. L. ab. – Vgl. Teuffel (5. Aufl., 2 Bde., 1890), Schanz (2. Aufl. 1898 fg.), Ribbeck, »Geschichte der röm. Dichtung« (2. Aufl. 1894 fg.), Joachim (2. Aufl. 1900), Lamarre (franz., 4 Bde., 1901).
http://www.zeno.org/Brockhaus-1911. 1911.